Das entsprechende Rundholz stammte zu einem grossen Teil aus der Umgebung von Hofstetten bei Brienz (BE), aus dem Luzerner- und Aargauer Wald. Innerhalb von kürzester Zeit wurde das
Schweizer Rundholz auf der Säge in Schlossrued zu 46 x 225 mm Lamellen gesägt und anschliessend technisch getrocknet. Dieser Trocknungsprozess der Holzlamellen wird benötigt, um eine
optimale Verarbeitungsfeuchte für die nachfolgenden Leimprozesse zu gewähren. Wenige Wochen später wurden demnach die getrockneten Bretter nach Lungern geliefert, wo diese durch die
Leimbauprofis weitere Prozesse durchschritten. Zuerst wurden die Lamellen gehobelt und in der Länge keilverzinkt, anschl. konnten die Teilsegmente blockverklebt werden. Dass in Lungern
sehr grosse Bauteile produziert werden, ist weit über die Schweiz hinaus bekannt. Doch dieses kompakte grosse Volumen der Trauffer Holzkuh forderte die Leimbau-Crew, indem teils eigens
neues Equipment angefertigt werden musste. Beispielsweise mussten die (Leim-)Pressvorrichtungen verlängert (angeschweisst) werden und scheibenartig wurden die blockverleimten Segmente
Schicht um Schicht aufeinander geklebt. Sozusagen zu einem 2.50 Meter dicken Sandwich. Zwischenzeitlich, vor der Verklebung, fräste eine grosse PBA-Hundegger CNC-Anlage die Grundform
(Silhouette) der Holzkuh.
Während rund 10 Tagen wurde der Holzklotz am Fusse des Brünigs bearbeitet und verladefähig aufbereitet. Für den Spezialtransport konnte Felix Burch Transporte gewonnen werden, die
Giswiler-Firma ist sich gewohnt, grosse und schwere (Holz-)Elemente für die Lungerer zu auszuliefern. So stand die Holzkuh am 9. Mai 2022 frühmorgens bereit, umzingelt von einigen
angereisten Medien/Journalisten. Die historisch bekannte Kantonsgrenze auf dem Brünigpass, bildete den Übergabeort der Kuh. Bei einem Kaffee, zubereitet auf dem offenen Feuer, feierten
die Obwaldner und Berner den verleimten Holz-Rohling der Kuh. Sichtlich freudvoll und zufrieden, fuhr der Spezialtransport mit dem Besitzerpaar Brigitte und Marc Trauffer Richtung
Hofstetten.
Auf der anderen Seite des Brünig liefen bereits am Vortag die Vorbereitungen für den Ablad und die Montage der Holzkuh. So wurden u.a. die 70 cm langen Füsse der Holzkuh lose in Position
gesetzt – die Kuh wäre zu hoch gewesen, wenn man die Füsse im Werk auf der anderen Bergseite fix verleimt hätte. So kam die eigene Verbindungstechnologie der Lungerer, die GSA-Verbindung,
zum Einsatz. Die beiden Fusspaare wurden mit dem System GSA-K (eingeklebte Gewindestangen) vorbereitet, so dass die Kuh nur noch draufgestellt werden musste. Einfach draufstellen bedeutet
in diesem Fall: Dank des mobilen Baukrans der Firma Frutiger, konnte die 30 Tonnen schwere Holzkuh an den Spezialgurten angehoben werden. Zuvor manövrierte sich der Spezialtransport den
Brünigpass hinunter, um schlussendlich rückwärts in die Baustellengasse einzulenken. Wiederum begleitet von mehreren Medienschaffenden, bereiteten die Mitarbeiter von Frutiger und der n`H
Lungern den Ablad vor. Dank hervorragender Teamarbeit wurde innerhalb des Zeitplans millimetergenau gearbeitet und die Kuh wurde um 9.00 Uhr auf ihre Füsse gesetzt, die schlussendlich
unsichtbaren, eingerasteten Verbindungselemente, tragen seither die tonnenschwere XXL Trauffer Holzkuh.
Doch, aufmerksame Leser bemerken, dass ein wesentlicher Arbeitsgang noch nicht erwähnt wurde, resp. fehlt. Nämlich die Fähigkeiten des Motorsägen-Künstlers Flugo, dieser flog im wahrsten
Sinne des Wortes mit seiner Motorsäge um den überdimensionalen Holzklotz. Ab dem 3. Tag unterstützten Ihn weitere externe Mitarbeiter, u.a. auch der n`H Lungern, um den anspruchsvollen
Zeitplan einhalten zu können. Das Ziel wurde erreicht und seit der Eröffnung am 4. Juni 22 des Bretterhotels kann die XXL Trauffer Holzkuh bestaunt werden.
Da es durchaus sehr aussergewöhnlich ist, solche Vollholz-Dimensionen zu verleimen und geschweige denn ungeschützt bewittern zu lassen, wird die Holzkuh im Rahmen eines wissenschaftlichen
Projekts mit drei Feuchtesensoren, tief im Inneren der Holzkuh, monitorisiert. Hier kann die Holzkuh und das Team der Lungerer auf die Kompetenzen der Firma Kopa AG zählen. Somit dient
die Holzkuh nicht «nur» dem Bretterhotel als wache Hüterin, sondern auch für zukünftige Tragwerke im mehrgeschossigen Holz(hochhaus)bau, welche in ebenfalls grossen Dimensionen ausgeführt
werden.